In die Mongolei Teil I: der Hitze Seouls entfliehen

Dinge, die man im Juli in Südkorea nicht machen möchte: in Südkorea sein, denn es ist einfach zu warm, zu schwül, zu anstrengend. Lebt man jedoch hier, hat man nicht wirklich eine Wahl. Glücklicherweise gibt es so etwas wie Sommerferien, und es öffnet sich ein Fenster, in dem man der Hitze entfliehen kann. Nun ist es in ganz Südkorea zu dieser Jahreszeit ziemlich heiß, also was tun? Es stellt sich heraus, dass es von Seoul nach Ulaanbaatar, der Hauptstadt der Mongolei, nur knapp drei Stunden Flug sind und es dort deutlich angenehmer ist als in Seoul. Ein wenig Recherche zeigt, dass man, wenn man nicht nur Ulaanbaatar sehen möchte, am besten eines der vielen Tourangebote bucht. Nach einigem Hin und Her – bzw. zunächst nur Hin, denn auf die meisten Anfragen gab es keine Antwort – entschlossen wir uns, zwölf Tage durch die Wüste Gobi zu fahren (Golden Gobi Tours). Die Fotos sind eine Mischung aus iPhone, Pentax 17, Fujifilm X-T5 und Ricoh GR3.

Sightseeing in Ulaanbaatar

In Ulaanbaatar hatten wir nach unserer Ankunft nur einen Nachmittag Zeit, um ein wenig Sightseeing und Snack-Seeing zu betreiben. Während des Anflugs auf Ulaanbaatar konnte man aus dem Fenster schon gut erahnen, was uns in den kommenden Tagen erwarten würde: jede Menge Nichts und holprige Autofahrten. Zuerst wollten wir uns jedoch ein wenig in der Stadt umsehen. Der sowjetische Einfluss ist deutlich zu erkennen: vieles ist grau, massiv und erinnert an russische Städte. Dazwischen gibt es jedoch auch zahlreiche moderne und weniger massive Neubauten – eine spannende Mischung. Da die Sonne scheint und es warm, aber nicht schwül ist, wirkt die Stadt sehr einladend.

Praktischerweise liegt das Hostel, das gleichzeitig der Tourveranstalter ist, nur wenige Gehminuten von einem großen Kaufhaus entfernt, sodass wir unkompliziert noch ein paar fehlende Dinge besorgen konnten. Ein Abstecher in den Supermarkt durfte dabei natürlich nicht fehlen. Neben zahlreichen Milchprodukten (<3) fiel uns auf, dass es überraschend viele Artikel aus Deutschland gibt, vor allem von Alnatura und Gut & Günstig. Die Nacht verbrachten wir damit, einer Phantom-Mücke nachzustellen, und schliefen dementsprechend wenig. Am nächsten Morgen trafen wir zunächst unseren Guide in der Küche beim Frühstückszubereiten und lernten dann die anderen Mitreisenden kennen. Ein Paar aus Australien, ein Typ aus Brasilien und kurz vor der Abfahrt noch jemand aus Frankreich oder England.

Nun konnte es losgehen. Aber womit genau? Wir fahren in einem „Brotleib“. Okay, nicht wortwörtlich, aber der UAZ-452 wird „Buchanka“ genannt, was so viel wie Brotlaib oder Kastenbrot bedeutet. Bevor wir einstiegen, war uns nicht klar, wie wir alle hineinpassen sollten und wo genau das ganze Gepäck untergebracht werden würde, aber irgendwie passte alles. Vier von uns nahmen auf der hinteren Bank Platz, zwei vorn. Dazu kamen der Fahrer und der Guide. Das Gepäck wurde in Tetris-Manier im Kofferraum verstaut, und dann konnte es losgehen. Anschnallgurte gab es keine.

In die Wüste Gobi

Am ersten Tag führte uns die Fahrt aus Ulaanbaatar hinaus in Richtung Wüste Gobi. Nach knapp drei Stunden Fahrt hielten wir an einer Art Raststätte, wo es erstmals etwas Mongolisches zu essen gab (immer sehr fleischlastig) und dazu Pferdemilch. Spannend! Außerdem stellten wir fest, dass die Sanitärsituation in den kommenden zwölf Tagen sehr wechselhaft sein würde. Ebenfalls spannend. Am Nachmittag erreichten wir die Gegend um Baga Gazariin Chuluu und schlugen auch hier unsere Zelte auf. Am Abend kochte Mogi, unser Guide, und danach krochen wir zeitnah in unsere Schlafsäcke, denn sobald die Sonne weg ist, wird es dunkel und… windig. Das Zelt stand zwar, doch das dauernde Geflatter weckte uns des Öfteren auf. Am nächsten Morgen herrschte jedoch Windstille, und wie bestellt tauchte kurz nach dem Frühstück eine ganze Herde Pferde auf, die direkt vor unserer Nase durch die Landschaft galoppierten.

Der zweite Tag führte uns zu den Tsagaan Suvarga, auch White Stupas genannt, und später zu unserem Zeltplatz für die Nacht. Allerdings zelteten wir diese Nacht nicht, sondern schliefen zum ersten Mal in einer Ger (https://de.wikipedia.org/wiki/Yurt). Auf dem Weg gab es einen Zwischenstopp in einer kleinen Stadt, sodass wir uns mit Snacks und Co. eindecken konnten. Ebenfalls besorgte Mogi alles Notwendige fürs Abendessen, denn zu seinem Job als Guide gehört es, jeden Abend zu kochen. Für uns gut, für ihn weniger, denn nach eigener Aussage mag er Kochen nicht wirklich. Unterwegs kommen wir an einer „Tränke“ vorbei, an der sich Kamele, Pferde, Ziegen und Kühe treffen und auf etwas trinkbares warten. Ein spannendes Schauspiel ..

Dank des schmalen Mondes konnten wir nach Sonnen untergang einen großartigen Blick auf die Milchstraße genießen – einfach so, mit bloßem Auge. Unendlich viele Sterne mit ein paar Sternschnuppen dazwischen. Wow!

Wandern durchs Vulture Valley

Am nächsten Morgen hieß es wieder Sachen packen und ab ins Auto – eine weitere wilde, wacklige Fahrt wartete. Zuerst ging es nach Dalanzadgad, um Vorräte aufzufüllen und um die Reifen des Autos zu tauschen, und anschließend in Richtung des Höhepunkts des Tages: Yolyn Am, auch Vulture Valley genannt. Eine knapp acht Kilometer lange Schlucht, durch die wir wanderten. Außerdem konnten wir neben unzähligen Pikas (Pfeifhasen) Geier und Ibexe entdecken.Am Ende der Wanderung wurden wir wieder eingesammelt und fuhren weiter zu unserem Zeltplatz für die Nacht. Diesen zu finden dauerte jedoch länger als geplant, sodass wir erst kurz bevor die Sonne vollständig unterging mit dem Zeltaufbau begannen.

Während wir mit dem Zeltaufbau beschäftigt waren, kochte Mogi erneut, und unser Fahrer verließ uns. Glücklicherweise nur für zwei Tage, denn sein Sohn übernahm. Während wir aßen, erleuchteten Autoscheinwerfer die Umgebung, und seine Frau fuhr vor, um ihn abzuholen, wobei der Sohn uns weiterführte. Inzwischen zog am Horizont ein massives Gewitter auf, das uns glücklicherweise am Ende verschonte.

Die Nacht im Zelt verlief ruhiger als die erste, und wir wurden nur einmal von Pferden in der Nähe unseres Zeltes geweckt.

Die Khongor-Sanddünen erklimmen

Der vierte Tag brachte erneut viele Kilometer im Auto mit sich. Es gab einen Zwischenstopp in Bayandalai, einer sehr kleinen Stadt irgendwo im Nichts. Bei gutem Wetter ist es sicherlich auszuhalten, doch man möchte sich nicht vorstellen, wie die Bedingungen dort im Winter sind. Von dort fuhren wir weiter in Richtung Khongor-Sanddünen, unserem Ziel für die kommenden zwei Tage. Der nächste Tag begann mit Kamelreiten. Für knapp dreißig Minuten ritten wir im Kreis unter der prallen Sonne durch die Wüste. Es war ziemlich warm und gar nicht besonders spannend, doch da es Teil der Tour war, machte jeder mit. Am Abend erklommen wir eine der Dünen, um den Sonnenuntergang zu beobachten: knapp zweihundert Höhenmeter auf siebenhunderfünfzig Metern Strecke. Steiles Gelände, doch trotz dichter Wolken war der Blick auf den Himmel schön, wenn auch nicht spektakulär.

Irgendwie kurios: zuerst sieht man nichts von Sanddünen, dann taucht auf der linken Seite etwas Sand am Horizont auf, der immer mehr wird, bis man plötzlich entlang einer riesigen Sanddüne fährt. Das Camp für die kommenden zwei Tage war deutlich größer als die bisherigen, und neben uns lagen sechs südkoreanische Gruppen vor Ort. Es fühlte sich fast ein Stück weit wie zu Hause an – nur fast. Geschlafen wurde wieder in einer Ger.


Die Sonne brennt wie die Flaming Cliffs

Am sechsten Tag besuchten wir die Flaming Cliffs, den Ort, an dem in den 1920er-Jahren das erste Dinosaurierei gefunden wurde. Neben dem Ei wurden dort zahlreiche weitere Dinosaurierfossilien freigelegt. Später am Abend trafen wir unseren Fahrer wieder, denn seine Familie betreibt einen kleinen Ger-Camp. Beim Abendessen zog erneut ein heftiges Gewitter auf, das glücklicherweise an uns vorbeizog. Weil man in alle Richtungen unendlich weit sehen kann, war es schwierig, die Entfernung des Gewitters abzuschätzen. 

Viele Stunden im Auto, viel zu sehen

Pro Tag saßen wir etwa fünf bis sechs Stunden im Auto und wurden von links nach rechts geschaukelt. Zum Glück waren die Fahrten weniger nervig als erwartet, sodass die Zeit schnell verging. Immer wieder gab es unterwegs etwas zu sehen: Pferde, Ziegen, Schafe, Antilopen oder Kamele. Die Landschaft war flach und weitläufig, da die meisten Grundstücke nicht eingezäunt sind. So hatte man ständig das Gefühl einer endlosen Weite. Nach Tag sechs geht es weiter in Richtung Steppe und die Landschaft ändert sich. Mehr Hügel, Berge und Bäume. Noch ein paar allerlei Bilder:


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