Wir haben wieder Besuch. Anikas Papa guckt für gut 2 1/2 Wochen vorbei und auch wenn Seoul selbst schon viel zu bieten hat, brechen wir nach 3 Tagen der Akklimatisierung zu einer kleinen Rundtour durch Korea auf. Was das Wetter angeht, ist hier übrigens niemand akklimatisiert und wird es auch nie werden – es ist weiterhin heiß und schwül. Das ist auch der primäre Grund dafür, dass die Kamera quasi zu 95% der Zeit im Zimmer geblieben ist und das Handy in der Hitze leiden musste.
Anders als auf dem Trip nach Taipei wird dieses Mal komplett auf eine lange Hose verzichtet und es kommen nur kurze Sachen in den Koffer, es zeigt sich eine gewisse Lernfähigkeit. Das man wirklich keine platzraubenden Pullover oder Jacken einpacken muss, ist wirklich der einzig kühle Tropfen auf dem heißen Stein und macht zumindest das Packen angenehmer.
Per KTX von Seoul nach Yeosu
Es geht zur Seoul Station und nachdem wir uns durch die Menschenmassen geschoben und uns mit Proviant eingedeckt haben, geht es schon direkt ans Gleis und in den KTX – Südkoreas ICE. Die Fahrt von Seoul nach Yeosu dauert knapp 3,5h und führt uns aus dem Norden in den tiefen Süden. Die Fahrt ist anders als mit dem ICE unspektakulär, sodass wir pünktlich in Yeosu einfahren. Per Taxi geht es zum Hotel, der Taxifahrer setzt uns aber 50m zu früh ab, bemerkt seinen „Fehler“ und bittet uns alles wieder ins Taxi zu räumen. Wir geniessen die 50 extra Meter voll und ganz. Das Hotel Benikea Hotel Yeosu erweist sich als gute Wahl, es gibt einen Strand in der Nähe und aus dem Zimmer sieht man die Binnenalster von Yeosu.
Am Strand stellen wir fest, dass das Baden gehen hier häufig ein wenig anders aussieht als man es gewohnt ist. Die meisten sind eher mehr als weniger angezogen, der Schutz gegen die Sonne und die Menge an Schwimmwesten oder anderen Schwimmhilfen ist deutlich höher. Scheinbar ist es auch komplett normal mit Sonnenschirm und quasi voller Montur einfach nur im Wasser zu stehen. Jeder wie er mag. Die Bademeister sind auf zack und sobald sich jemand der äußeren Grenze des Schwimmbereiches nährt, wird direkt in die Trillerpfeife gepustet.
Neben dem Strand führt ein Steg auf die Jagdo Island Halbinsel, die definitiv einen Besuch wert ist. Von hier hat man zum einen einen schönen Blick in Richtung Strandpromenade, zum anderen stehen überall Skulpturen und wenn man sich ein wenig weiter hinauf begibt auch Sitzsäcke, Pagoden und allerlei andere nette Dinge.
Wir machen auch noch das Zentrum von Yoesu unsicher und wandern über den Fischmarkt, gucken uns ein Schildkrötenschiff von innen an – beim Bau von Schildkrötenschiffen kommen keine Tiere zu schaden – und fahren mit der Seilbahn von A nach B. Klassische Touri-Sachen. Wenn es nicht so heiß wäre, dann hätte man auch noch eine der unzähligen vorgelagerten Inseln besuchen oder sich auf eine Wanderung in der nahen Umgebung begeben können, ging aber so nicht.
BDB – Brown Bot Busan
Von Yeosu fahren regelmäßig Reisebusse nach Busan und zwar von beiden Express Bus Terminals – war uns nicht ganz klar. Die Fahrt dauert ca. 2,5h und verlief unproblematisch, gab ja auch eine Toilettenpause ;). In Busan haben wir uns wieder für das Viertel um der Seomyeon Station entschieden, war schon im letzten Herbst eine gute Wahl. Die vier Wände und das Dach werden dieses Mal vom Brown Dot Hotel bereitgestellt. Lage top, der Rest ok. Das erste Zimmer roch wie die Restaurants in Hamburg bevor es ein Rauchverbot gab. Da wir aber direkt ein anderes bekamen, war das aber am Ende kein Problem. Problematisch war eher, dass ich am Vorabend noch umbedingt um die Binnenalster von Yeosu laufen musste, nur um dann am nächsten Morgen mit einer dicken Erkältung aufzuwachen. Somit folgt zumindest für mich ein Tag im Hotel. Anika und ihr Papa ziehen alleine los und … Strand … kaltes Meer … Tempel am Wasser … Aussicht vom Einkaufszentrum … Kaffee … lecker Essen. Das sind die Punkte die bei mir hängen geblieben sind, war wohl ein guter Ausflug.
Am nächsten Tag geht es zur Stärkung zuerst in unser absolut liebstes Café in Busan, dass Lie Down Coffee Roasters. Im letzten Herbst kamen wir hier zufällig vorbei und blieben direkt ein wenig. Schick eingerichtet, lichtdurchflutet und untermalt mit angenehmer Musik, kann man hier aus einer Vielzahl an selbstgerösteten Bohnen wählen und sich diese anschließend als Filterkaffee oder Espresso schmecken lassen. Gibt auch nicht alkoholische koffeinhaltige Getränke und eine Art Matcha-Terrine. Koffeingeladen geht es anschließend zurück zum braunen Punkt, denn etwas später steht noch eine geführte Tour durch den Fischmarkt von Busan an.
Am späten Nachmittag treffen wir somit Hugyou am abgemachten Ausgang der U-Bahn. Da hier alle U-Bahnausgänge mit Zahlen versehen sind, war das auch kein Problem – wink in Richtung Hamburg …. Hugyou führt uns durch beide Hallen und den dazwischenliegenden und inzwischen mehr oder weniger illegalen Fischmarkt. Ehe wir uns versehen, sitzen wir plötzlich am Tisch und vor uns stehen Seegurke, Seeannanas und Seewurm sowie Tintenfisch. Letzter noch ziemlich beweglich. Augen zu und durch, gespült wird mit Soju, dem koreanischen Alkohol auf Reisbasis. Es folgen diverse koreanische Delikatessen und am Ende rollen wir zurück zum Hotel. Gute Tour, ein bisschen wenig Fun Facts. Fast vergessen, an einer zufälligen Kreuzung treffen wir Stine und Henning, Freunde von uns und knapp 1,5 Wochen später Gäste bei uns in Seoul. Letzteres war geplant, dass über den Weg laufen nicht. Läuft man sich einmal über den Weg, dann kann man das auch gerne ein weiteres mal tun und so verbringen wir den Abend des nächsten Tages mit den beiden. Erst gibt es Shabu-Shabu, dann Eis und anschließend Bier aus 2L Flaschen. Ein guter Abschluss, denn am nächsten Tag geht es weiter. Stopp, doch nicht. Am nächsten Tag geht es erstmal zum Beomeosa Temple, ein Ausflug der absolut zu empfehlen ist. Mit dem Bus zu erreichen, also auch für heiße Tage geeignet, im Berg gelegen und von Wald umrandet, eine vorbildliche Tempelanlage.
Taxi-Tour in Andong
Der nächste Halt ist Andong und auch hierher geht es per Reisebus, wieder so gut 2,5h. Wir haben nur zwei halbe Tage und zwischendrin übernachten wir in einem traditionellen Hanok (Jukheon Traditional House)auf einer fingerdicken Matratze, hat man früher wohl auch so gemacht. Na dann. Direkt nach der Ankunft im Hanok geht es auch direkt wieder los, denn die Highlights von Andong liegen ziemlich verteilt und weit auseinander. Taxi it is. Zuerst geht es ins Hahoe Village. Es ist glühend heiß, wir haben weder viel zu trinken noch Sonnenschirme für jeden dabei – perfekt. Wir wandern von Schatten zu Schatten und hoffen, dass am Ende keiner krebsrot nach Hause kommt. Mit der Zeit geht glücklicherweise die Sonne immer weiter runter, sodass es ein wenig angenehmer wird. Frischer Pfirsichsaft vom hiesigen Pfirsichsaftdealer hilft auch. Zurück gehts auch per Taxi, da der Bus laut Recherche 1,5h bis zum Bus Termin benötigt. Am Ende stellt sich aber heraus, dass es nur 30min sind. Wieder was gelernt. Das Taxi ist so oder so schneller. Geschlafen bzw. nicht geschlafen wird auf den anfangs erwähnten fingerdicken Matratzen im Hanok. Die dezent schmerzende Hüfte weckt Erinnerungen an den vergangenen Herbst, da durften wir die Erfahrung schon machen. Nächstes Mal packe ich meine eigene Luftmatratze ein…Morgens geht‘s zum Bongjeongsa Temple der quasi direkt neben unserer Unterkunft liegt. Passender Titel für die 15 Minuten Weg zum Tempel: „der Herr der Fliegen“. Sobald man sich dem Tempel nährt, wird man von kleinen und nervigen Fliegen umschwirrt, aber auch wirklich nur in der näheren Umgebung des Tempels, entfernt man sich weit genug, bleiben auch die Fliegen fern. Imposant ist die Tempelanlage dennoch, da kann man auch mal über die ein oder andere Fliege hinwegsehen. Anschließend geht es zum Bus Terminal und auf die nächste Fahrt.
In Sockcho wird nicht gebadet
Sokcho liegt malerisch, auf der einen Seite der Seoraksan National Park, auf der anderen Seite das Meer. Von Andong kommt man übrigens über Wonju nach Sokcho, also einmal umsteigen. In Sokcho haben wir ein Zimmer im Blue Door Hostel und schlafen keine 5min vom Meer entfernt. Leider sollte aber unser Badeuasflug in Yeosu der einzige der Reise bleiben, denn in Sokcho geht trotz mehr oder weniger Windstille nichts. Über Japan is kurz vorher ein Taifun gezogen und hat das Meer ein wenig durcheinander gebracht, sodass die Wellen überraschend stark an den Strand klatschen. Nichts was man in Dänemark nicht schon locker weggebadet hat, aber da stehen auch nicht Wachleute mit Trillerpfeife am Strand. Tatsächlich ist der Strand bis Mitternacht bewacht und es gibt keinen Weg wirklich um ins Wasser zu tauchen. Lustigerweise stört es aber keinen, wenn man außerhalb des abgesteckten Schwimmbereiches mit den Füßen durch die Brandung läuft. Im abgesteckten Bereich ist nichtmal das möglich. Dann werden halt andere Dinge gemacht: Ritt im Riesenrad, kleiner Spaziergang am Strand und frühes Aufstehen für den nebligen Sonnenaufgang am Meer. Das Badeverbot hat übrigens nicht nur uns überrascht, immer wieder sieht man Szenen trauriger Familien die voll ausgerüstet auf den Strand zusteuern und dann feststellen, dass Sonnenbrand eigentlich die einzig mögliche Aktivität ist. Wir werden nochmal nach Sokcho fahren, dann sicher auch eine Wandertour um Seoraksang Nationalpark einlegen und uns irgendwo ins Wasser schleichen. Nach zwei Tagen geht es wieder per Bus zurück nach Seoul, die Fahrt dauert wieder die gewohnten 2,5h.
Bonusbilder: Die Fuji kommt doch noch zum Einsatz
Morgens zum Sonnenaufgang war es dann doch noch soweit, die Fuji X-T5 wird vorsichtig aus der seit Tagen im Koffer mitgeführten Tasche gehoben, umgehangen und in Richtung Strand getragen. Qualitativ ist der Unterschied zu den Bildern vom iPhone 15 Pro schon ziemlich eklatant, aber wie sagt man so schön, die beste Kamera ist die, die man dabei hat.
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