Den Elefanten besteigen
Tag vier in Taipeh beginnt ganz entspannt und es geht nach dem Aufstehen zum Soufflé-Pancake Dealer um die Ecke (芙稻菓室 Fú Dàu Pastry Studio). Die flauschigen Pfannkuchen werden aus einer Art Reismehl und Eischnee hergestellt und machen mega satt. Nach dem ersten Pfannkuchen ist man meist noch sehr positiv gestimmt, nach dem letzten kugelrund. Lecker ist es dennoch. Anschließend scheint bis zum Nachmittag nicht mehr so viel zu passieren, zumindest laut meiner Notizen. Wahrscheinlich haben wir einfach ein wenig Kraft gesammelt, um später den Aufstieg zum Elephant Mountain auch meistern zu können. Vielleicht war uns auch nur einfach warm und wir erlagen der Verlockung der Klimaanlage. Wer weiß.
„Den Elephant Mountain besteigen“ klingt definitiv herausfordernder als es am Ende ist, denn eigentlich sind es nur sehr viele Treppen die einen zu verschiedenen Aussichtspunkten führen. Von der Xiangshan MRT Station (Bahnstation) braucht man hin und zurück vielleicht so 1,5 h. Bei knapp 35° Grad und 110% Luftfeuchtigkeit ist es dennoch eine kleine Herausforderung, besonders weil das Gewicht des schweißgetränkten T-Shirts einen leicht nach unten zieht. Wir machen uns also auf den Weg die knapp 600 Stufen zu erklimmen. Uns kommen allerlei Leute entgegen, teilweise in Wanderschuhen, teilweise in Flipflops oder auch barfuß. Eins verbindet aber alle, durchtränkte Shirts. An der ersten Aussichtsplattform angekommen wird erstmal das Antimückenspray gezückt. Den Mücken keine Chance geben! Da wir scheinbar die einzigen mit diesem Wundermittel sind, wird noch ein wenig was abgegeben.
Der Blick auf die Stadt ist von hier schon wirklich schön und auch durchaus fotogen. Wir unterhalten uns kurz mit einem Taiwaner, der ein wenig Deutsch spricht, da er nach dem Studium in Deutschland für einen der bekannten Automobilhersteller arbeiten möchte. Viel Erfolg! Da der Aufstieg noch ein wenig weiter nach oben führt, folgen wir den Stufen in der Hoffnung, einen noch besseren Blick auf die Stadt zu erhaschen und werden belohnt. Wir genießen den Sonnenuntergang und begeben uns anschließend auf den Weg nach unten, geht wie immer schneller als hoch. Unten angekommen, gibt es noch einen kalten Boba-Tea und wir watscheln zurück zur Bahn, die uns dann Richtung Hostel bringt.
Kleine Anmerkung: In Südkorea laufen wirklich alle mit Iced Coffee – also Kaffee mit Eiswürfeln – durch die Gegend, in Taipeh nicht. Hier ist es tatsächlich eher eine Variation von Tee. Zwar auch meist eisgekühlt, aber es gibt nicht von morgens bis abends Kaffee. Sicher nicht verkehrt und wir genießen es auch sehr!
Durch Bildung im Bilde sein und ein alter Tempel
Der nächste Tag wurde zum Tag der Museen erklärt. Zuerst geht es in das Taipeh Fine Arts Museum, anschließend in das National Palace Museum. Vorher statten wir aber einem weiteren Café einen Besuch ab, dem „Kinokaffee Roast“ Café. Es liegt nämlich auf dem Weg. Es gibt wieder hervorragenden Cold-Brew Kaffee und einen sehr fruchtigen Filterkaffee. Alles selbst geröstet und handverlesen. Man schmeckt es. Da der Laden aber nur 4 Sitzplätze hat, kann es aber gut sein, dass man warten oder sich mit To-Go begnügen muss.
Wie das immer mit Museen so ist, am Anfang ist man noch voll dabei und dann geht es einem so wie eine sich langsam entladende Handybatterie, die Spannung nimmt immer weiter ab. Grundsätzlich muss man aber sagen, dass sich eine Besuch beider Museen definitiv lohnt. Ist das Fine Arts Museum eigentlich ein Museum und nicht viel mehr eine Ausstellung in einer Galerie? Die Inhalte des Fine Arts Museum sind deutlich einfacher zu konsumieren, da weniger textlasting und wirklich hervorragend in Szene gesetzt. Außerdem war auch nicht besonders viel los, was auch definitiv auf die Plusseite kommt.
Das National Palace Museum ist dann wieder ziemlich erschlagend. Auch hier ist die Aufmachung und Darstellung der einzelnen Themen sehr gelungen und es gibt auch viele interaktive Elemente, aber am Ende ist es auch einfach sehr viel. Irgendwann reicht es uns und wir verlassen die wohl gekühlten Räume und treten wieder hinaus in den Glutofen. Wir haben aber noch nicht genug und so geht es weiter zum Longshan Temple. Erbaut in 1740 gilt dieser Temple als der bekannteste in Taipeh. Da es noch vor Sonnenuntergang ist, stromern wir kurz durch die wirklich eindrucksvolle Tempelanlage, begeben uns dann aber auf den angrenzenden Nightmarket, um zum einen kurz was zu essen und um die Zeit bis zum Sonnenuntergang ein wenig zu überbrücken. Denn man weiß ja, dass Tempel am besten zu oder nach Sonnenuntergang aussehen. Die kleine Runde über den Nightmarket frisst genau richtig viel Zeit, sodass wir anschließend den von Lampen angestrahlten Longshan Temple in Ruhe begutachten können.
Nach Westen kommt Osten
Neben dem Ausflug nach Tamsui hatten wir noch ein weiteres Ausflugsziel vor den Toren Taipei herausgesucht: Juifen. Juifen liegt ca. 1h Bahn und/oder Busfahrt von Taipei entfernt und ist besonders für die alten Gassen bekannt. In der direkten Umgebung liegt wohl noch ein kleines Dorf, dass als „Cat Village“ bekannt ist, aber das haben wir uns dann doch gespart. Die Informationen die man online finden kann, lassen auf ein sehr kleines Dorf mit sehr vielen dicken Katzen schließen. Dieses Mal nicht das richtige für uns. Wir entschließen uns nach Juifen mit der Bahn/Bus Kombination zu fahren. Also erst mit der Bahn nach Ruifang und dann anschließend das letzte Stück nach Juifen mit dem Bus. Am Hauptbahnhof von Taipeh kaufen wir uns ein sehr günstiges Ticket (45 New Taipei Dollar oder etwas mehr als 1! Euro) und begeben uns an den Bahnsteig.
Der Zug kommt pünktlich und wir steigen ein. Kaum sind wir losgefahren beschleicht uns das Gefühl, dass wir die falschen Tickets für den Zug haben, denn das Innere erinnert ein wenig an ICE und wir haben definitiv zu günstige Tickets dafür. Am nächsten Bahnsteig dürfen wir den Zug dann auch direkt wieder verlassen, denn es waren natürlich die falschen Tickets. Statt der Express Tickets hatten wir nur einfache Bimmelbahn-Tickets. Wäre die Expressbahn nicht genau zu der Uhrzeit der Bimmelbahn an dem Bahnsteig der Bimmelbahn aufgetaucht, dann wären wir sicher auch nicht eingestiegen, aber so passte es irgendwie und dann irgendwie doch nicht. Naja, 10 Minuten Zwangspause und dann kam schon die richtige Bahn und es ging weiter. Zwar langsamer als mit der anderen Bahn, aber dafür in der richtigen Bahn.
In Ruifen steigen wir in den Bus um und nach ca. 10 Minuten Busfahrt sind wir in Juifen. Es sieht so aus wie auf den Fotos, kleine Gassen, viele Menschen und überall kann man was kaufen. Naja. Wir schlendern durch die Gassen, essen und trinken das ein oder andere und würden beim nächsten Besuch eine Übernachtung buchen, sodass man man sich morgens die Gegend ohne die ganzen anderen Leute und offenen Geschäfte ansehen kann. Es gibt auch noch eine Menge Wanderungen in der Umgebung, auch etwas das man vielleicht mit einplanen sollte. Irgendwann fängt die Sonne an unterzugehen und taucht alles in ein schönes warmes Licht.
Zurück geht es mit derselben Bus/Bahn-Kombination.
Fast das Höchste zum Schluss
Der Struktur des Bambus nachempfunden, ragt der Taipei 101 aus der Stadt hervor. Bevor es zurück nach Seoul geht, statteten wir dem imposanten Turm noch einen Besuch ab. Beim Taipei 101 angekommen war uns beiden aber erstmal eher nach was zu Essen, als nach Ausblick vom Turm, sodass wir zuerst der Thematik nachgingen. Die Umgebung bestehet primär aus luxuriösen Hochhausbauten und Einkaufszentren. Beim Essen ist uns dann aber irgendwie der Appetit nach Höhe vergangen, sodass wir beschlossen, doch nicht hochzufahren und das uns das in der Gegend rumstromern reicht. Am Ende hat man vom Elephant Mountain schon einen wirklich schönen Blick über die Stadt und man muss nicht lange in einer Schlange anstehen. Sollte es uns nochmal nach Taipei verschlagen, dann werden wird die Aussichtsplattform des Taipei 101 sicher nochmal auf den Tisch kommen.
Den letzten Tag verbringen wir dem herumschlendern in der näheren Umgebung vom Hostel – genug Dinge angesehen.
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